Stand: 05.08.2023

Langsam neigt sich der Sommer dem Ende zu und je häufiger fallende Temperaturen und schwindender Sonnenschein mögliche Outdoor-Aktivitäten in Frage stellen, umso näher rückt der Wunsch, dass indoor endlich wieder „was geht“. Vor allem die Liebhaber hochkarätiger Lesungen, scharfzüngigen Kabaretts und mitreißender Jazzsessions haben ab sofort wieder einen wetterunabhängigen Grund, vor die Tür zu treten, wenn die neue Spielzeit im Siegener Kulturhaus Lÿz startet! Rund 100-mal öffnen sich hier von Anfang September bis in den kommenden April die Vorhänge, um Kabarettisten und Comedians, Literaturlegenden und unbekannte Autoren, Singer-Songwriter und Heavy-Metal-Shouter auf die Bühnen des Kleinkunsttempels zu bitten. Die Startschüsse ähneln dabei in diesem Herbst eher Begrüßungsböllern und fallen gleich zu Beginn mit einigen Publikumslieblingen durchaus kräftig aus …

Für Fans der LÿzLit-Reihe erlaubt gleich zur Eröffnung der kommenden Spielzeit Christine Westermann (7.9.2023) mit ihrer Biographie Einblicke in ihr Leben als Buchempfehlerin und macht Lust aufs Lesen. „Die Familien der anderen – Mein Leben in Büchern“ stellt klar, warum die populäre Literaturkritikerin sich seit Kindesbeinen eine Bibliothek mit Leitern wünscht, mit welchen Büchern sie aufgewachsen ist und warum Lesen auch etwas mit der Neugier auf das Leben anderer zu tun hat. 

Lust auf Literatur hat auch Nicole Heesters (27.1.2024), die Grande Dame des deutschen Theaters und erst jüngst mit dem Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Im Lÿz liest sie aus „Marias Testament“, einem mutigen Gegenentwurf des Neuen Testaments von Colm Tóibin. Der Autor nimmt sich die literarische Freiheit, eine Wahrheit zu erzählen, die sich auf der Rückseite der Bibel ereignet. Lange Jahre nachdem Christus am Kreuz gestorben ist, will die Mutter Jesu von der Heiligkeit ihres Sohnes noch immer nichts wissen und schildert in einem inneren Monolog ihr Leben mit Jesus aus heutiger Sicht, ihre eigene Version von der Passion Christi – von ihrer ganz persönlichen Trauer, den Schmerz einer Mutter beim Tod ihres Kindes, ihrer fehlenden Frömmigkeit und ihrem Eigensinn. 

Die Kabarettfans haben dagegen zunächst „den Wahl“. Und zwar ganz für sich: Denn William Wahl (8.9.2023), bestens bekannt aus der A-cappella-Formation basta, betritt solo die Bühne und schüttet mit „Wahlgesänge“ sein komödiantisches wie melancholisches, sein heiteres wie so richtig sarkastisches Herz alleine aus. Mit feinem Humor und musikalischem Vergnügen begleitet er seine Fans dabei durch die großen und kleinen Themen des Lebens und garantiert Klavierkabarett mit Lieblingssongs für Lebenslieber und Romantik für Realisten. 

„Radikale Spaßmaßnahmen“ fordert in der Woche darauf Kabarettist, Ruhrgebietsmensch, Germanist, Radiogesicht, Bühnentiger, Autor, Leser, Philanthrop, Powergriller, Erzähler, Beobachter, Zuhörer, Mettbrötchen-, Albert Camus- und Prince-Fan René Steinberg (23.9.2023): Radikal lustig, optimistisch und bunt und dabei alternativlos mit Doppelwumms, will er die Welt ein bisschen besser lachen! Denn Steinberg ist sich sicher: Wo der Spaß sitzt, da geht es lang. Im Alltag, in Beziehungen, bei Bildung, anstrengenden Kindern und peinlichen Eltern, im gesellschaftlichen Miteinander und in der Politik. Einfach mal mehr Spaß wagen! 

Doch auch die bekennenden Entdecker unter den Freunden der Wortakrobatik kommen garantiert auf ihre Kosten, z. B. wenn Comedy-Senkrechtstarter Fabio Landert (3.11.2023) Halt in der St.-Johann-Straße macht: 2018 betrat er mit einem schüchternen „Hey“ zum ersten Mal eine Bühne und dann ging es Schlag auf Schlag. Landert eroberte die einschlägigen Etablissements in der Schweiz und in Deutschland, gewann 2019 als bester Newcomer den SRF3 Comedy Talent Award und im gleichen Jahr als erster Schweizer den „Nightwash Talent Award“. Im Lÿz präsentiert er nun mit „Unter die Haut“ sein erstes Soloprogramm, in dem er sich nicht nur auf seine markanten Tattoos bezieht, sondern mit einer charmanten Mischung aus selbstironischer Haltung und Schweizer Gelassenheit den wirklich wichtigen Fragen auf den Grund geht.

Dass das Lÿz nicht nur „Wort“ kann, sondern auch klare musikalische Kante(n) zeigt, beweisen – neben den hochkarätigen Konzerten des Jazz Club Oase u.a. mit einem Blues Wochenende (29./30.10.20232) oder mit der WDR BigBand (11.11.2023) – das Heavy-Triple des Siegener Metaller Geballers (23.3.24) mit Cobra Spell, Snakebite und Pussy Sisster oder auch das kraftvolle Punk-Manifest von Pussy Riot (21.9.2023): Nach der ausverkauften Deutschlandpremiere 2017 und der Frühjahrs-Europa-Tour 2022 kommt die russische Polit-Punk-Gruppe mit ihrer rebellischen Bühnenshow „Riot Days“ nun zum ersten Mal nach Siegen und plädiert als anarchische Mischung aus Konzert, Kundgebung, Theater und politischem Happening für Widerstand in einer rechtspopulistischen, nationalistischen Welt. Dabei beruht das Performanceprojekt auf Maria Alyokhinas gleichnamigem Buch, in dem sie ihre persönliche Geschichte von den Anfängen der Gruppe 2011 über ihre legendären Auftritte, ihre Verhaftung, den Prozess und ihren Aufenthalt in einem sibirischen Gefängnislager bis zur Entlassung 2013 erzählt.

Das Programmheft der Saison 2023/2024 mit allen Veranstaltungen im Siegener Kulturhaus Lÿz kann kostenlos beim Kultur!Büro. des Kreises Siegen-Wittgenstein angefordert werden. 
Weitere Infos und Tickets gibt es auch auf www.Lyz.de oder telefonisch unter  0271-333 2448.

Foto Christine Westermann: © Ben Knabe, Foto William Wahl: © Rainer Holz, Foto René Steinberg: © Olli Haas, Foto Fabio Landert: © Yannis Blättler, Foto Pussy-Riot: © Denis Sinyakov, Foto Programmcover: © Veranstalter