56112 Lahnstein
Salhofplatz
Tom Schroeder, Mitbegründer des „Lahnsteiner Bluesfestivals“ sowie der legendären „Internationalen Essener Songtage 1968“, Urgestein und Impressario der bundesrepublikanischen Rundfunk-, Blues-, Folk-, Rock- … ach, rundherum Kulturmusiklandschaft, verstarb am 1. Dezember letzten Jahres. Sein Platz in der ersten Reihe in Lahnstein wird dieses Mal leer bleiben. Doch sein Blues, der bleibt …
Als 1981 das SWF-Bluesfestival zum ersten Mal über die Lahnsteiner Stadthallenbühne ging, hatte sich die Woodstock-Legende Ten Years After bereits seit sieben Jahren mehr oder weniger aufgelöst, ihr Hochgeschwindigkeitsgitarrist und Sänger Alvin Lee sollte fortan auf Solopfaden wandeln.
In der aktuellen Besetzung sind nun die Originalmitglieder Ric Lee (Schlagzeug) und Chick Churchill (Keyboards) zu erleben, die mit dem anglo-italienischen Gitarristen und Sänger Marcus Bonfanti einen Frontmann gefunden haben, welcher die großen Schuhe Alvin Lees nicht nur virtuos füllt – er bereichert den klassischen Brit-Bluesrock mit scharfem, eigenem Gitarrenton und soulig-kraftvollem Stimmorgan. Das zu dunklen Corona-Zeiten ersonnene Bonmot von Festival-Moderator Arnim Töpel bestätigt sich hiermit ein weiteres Mal: Blues bleibt!
Doch da fehlt noch … ein Bassist. Und was für einer! Colin Hodgkinson, Basslegende ganz eigener Klasse, donnerte, swingte und groovte vor Ten Years After bereits mit und bei: Alexis Korner, Jan Hammer & Neil Schon, Pete York, Brian Auger, Chris Farlowe, Spencer Davis Group, Cozy Powell, Chris Rea, Charlie Watts, Mick Jagger, John Lord, Konstantin Wecker, Peter Maffay, The Electric Blues Duo (mit Frank Diez), Whitesnake … Nicht nur für diese eindrucksvolle Veteranen-Galerie, sondern auch als Würdigung an ein musikalisches Leben, welches seit sechs Jahrzehnten vom Blues in all seinen Spielarten förmlich durchtränkt wird, geht der Blues-Louis, die renommierte Auszeichnung des Lahnsteiner Festivals, 2024 an Mr. Colin Hodgkinson!
Der Blues bleibt, und er bleibt erfreulicherweise auch frisch – und damit immer wieder neu. Was auch in diesem Jahr eine ganze Reihe „junger“ Musikerinnen und Musiker belegen, die ihre blauen Adaptionen, Sichtweisen und Einflüsse präsentieren.
Connolly Hayes (GB) spielen ihren Blues beflügelt von souligen Harmonien und federnder Rhythmik, die einen Hauch von Carribean-Latin-Southern-Rock durch ihre treibenden Songs ziehen lassen. Stimmige Songs, ohne Allüren virtuos gespielt, ein wenig „Tedeschi-Trucks-Feeling“ im kleineren Bandformat. Hier kommt etwas Neues von der Insel, das nach Größe und Weite klingt.
Mit Mina Richman zeigt sich eine bemerkenswerte Songwriterin, die bewusst und weit über Klischees hinausdenkt. Und singt. Von ihrem Vater „aus Versehen zur Feministin erzogen“ pickt sie ihren Künstlerinnennamen aus einem Cher-Zitat: „… Mom, I am a rich man!“ und dieser biografische Twist ergänzt sich ganz vortrefflich mit frühen Einflüssen aus der Plattensammlung ihrer Tante: Sowohl Nina Simone als auch Joan as Police Woman wären wohl hocherfreut über jenes Songwriting-Gebräu, das die Deutsch-Iranerin aus all dem generiert. Auch wer einen Duft Amy Winehouse oder gar Anna Calvi wahrzunehmen meint, unterliegt wohl keiner Sinnestäuschung. Musik, die wach klingt. Nach lebens- und liebenswerter Zukunft.
Die traditionell zu jedem Lahnsteiner Bluesfestival exklusiv kuratierten Lahnstein Blues All Stars werden in diesem Jahr von Gitarren-Tausendsassa Daniel Stelter geleitet – kein ganz Unbekannter auf der Lahnsteiner Bühne. Die zahllosen Referenzen des Ingelheimer Ausnahmemusikers reichen mittlerweile von Al Jarreau bis Wolfgang Niedecken, von Till Brönner und Lulo Reinhardt über Manu Katché bis zur NDR-Bigband – und in allem findet sich irgendwo: der Blues.
Einlass: 18:00 Uhr
Tickets: VVK 34 Euro zzgl. Gebühren, AK 39 Euro
Vorverkauf: unter www.ticket-regional.de
Veranstalter: Lahnsteiner Musikszene
Info-Telefon: 0261-4090932
www.lahnsteiner-bluesfestival.de
